Quakenbrück zieht Mannschaft zurück
2003 war die Mannschaft in die Bundesliga aufgestiegen, wurde 2007 Vizemeister und ein Jahr später Pokalsieger – ab der kommenden Saison ist sie nicht mehr im deutschen Basketball-Oberhaus dabei. Ein einzelner Großsponsor kann und will das Risiko nun nicht mehr tragen.
Mehr als ein Jahrzehnt waren die Artland Dragons Bestandteil der Basketball-Bundesliga. Am Sonntag gaben die Quakenbrücker überraschend bekannt, dass sich das Team aus dem Profi-Basketball zurückzieht. Unter anderem habe der „Standortnachteil“ zu dieser Entscheidung geführt, teilten die Artländer mit.
„Die Basketball-Bundesliga hat sich enorm weiterentwickelt. Die Gesamtetats der Konkurrenten sind gestiegen, so dass es für die Dragons nicht mehr möglich ist, den gewachsenen Ansprüchen gerecht zu werden“, hieß es in einer Erklärung des Vereins.
Die gerade beendete Punktrunde hatten die Quakenbrücker auf Rang elf abgeschlossen; das Team von Trainer Tyron McCoy verpasste damit die Playoffs. Ihre größten Erfolge hatte die 2003 aufgestiegene Mannschaft 2007 und 2008 gefeiert. Zunächst erreichten die Quakenbrücker unter dem damaligen Trainer Chris Fleming – heute ist er Bundestrainer – die Playoff-Finalserie gegen Bamberg (1:3). Ein Jahr später gewann das Team aus dem Landkreis Osnabrück den Pokal.
„Die Entscheidung ist natürlich sehr bedauerlich, aber wir müssen sie akzeptieren“, sagte Jan Pommer, Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL): „Der Standort Quakenbrück wird der Liga fehlen, weil die Dragons immer wieder für Höhepunkte gesorgt haben.“
Zum Verhängnis wurde den Quakenbrückern unter anderem, dass sie mit einer kleinen Halle (3000 Plätze) in einem relativ dünn besiedelten Einzugsgebiet nicht in der Lage waren, große Sponsoren zu gewinnen. Der aus Quakenbrück stammende und vor allem in der Textilindustrie tätige Unternehmer Günter Kollmann unterstützte die Artländer seit Jahrzehnten. Er ist nun offenbar nicht mehr willens, den Etat eines Bundesligisten zu stemmen. Dieser soll dem Vernehmen nach bei mindestens vier Millionen Euro liegen.
Während in den vergangenen Jahren in den Bundesliga-Standorten Ulm und Oldenburg Hallen für jeweils 6000 Zuschauer gebaut wurden, fehlten in Quakenbrück für einen Aus- oder Neubau die Mittel. Ein Umzug ins nahe gelegene Osnabrück kam wegen der engen Bindung an das Artland nicht in Frage.
Die Spieler besaßen allesamt (ebenso wie Trainer McCoy) Einjahresverträge. Sie werden ab sofort auf Vereinssuche gehen. Da die Spielbetriebs-GmbH in der kommenden Saison keine Mannschaft mehr meldet, ist nun der Dragons-Kooperationspartner TSV Quakenbrück (2. Regionalliga) die ranghöchste Mannschaft.
Die Bestürzung bei den Fans war am Sonntag riesig. „Jetzt gibt es das kleine gallische Dorf nur wieder im Comic“, schrieb ein Nutzer in einem sozialen Netzwerk in Anspielung auf den über Jahre gepflegten Außenseiter-Status der Quakenbrücker. „Ich bin einfach nur enttäuscht“, schrieb ein anderer Fan der Artländer, deren Halle in der Bundesliga 128-mal in Folge ausverkauft gewesen war. Für viele Fans im Nordwesten zählten die Duelle zwischen Quakenbrück und den EWE Baskets Oldenburg zu den Höhepunkten der Saison.
Was mit dem Startplatz der Quakenbrücker passiert, ist noch offen. Der Lizenzliga-Ausschuss der BBL kommt am Donnerstag zu Beratungen zusammen. Möglich ist, dass der 18. Platz über ein Wildcard-Verfahren vergeben wird.
BBL
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