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Paralympics: Frauen greifen wieder nach Medaille

Rollstuhl-Basketballerinnen im Halbfinale – Trainer Glinicki führte Team 2012 zu Gold

Die deutschen Rollstuhl-Basketballerinnen peilen bei den Paralympics in Rio de Janeiro die erfolgreiche Titelverteidigung an. Nachdem die Mannschaft von Bundestrainer Holger Glinicki im Viertelfinale mit 76:28 gegen Frankreich gewonnen hatte, trifft sie an diesem Donnerstag (20.15 Uhr/MESZ) im Halbfinale auf die Niederlande.

„Ich glaube, das wird ein ganz enges Spiel. Die vier Halbfinalisten bewegen sich ungefähr auf Augenhöhe“, sagt Alke Behrens. Die Ex-Nationalspielerin aus Zetel (Kreis Friesland) war 2008 bei den Paralympics dabei und hat noch mit mehreren jetzt aktiven Akteurinnen zusammengespielt. „Ich drücke dem Team ganz doll die Daumen“, sagt Behrens, die sich die Basketballspiele aus Rio – wenn möglich – per Livestream im Internet anschaut.

Trainer Glinicki schiebt sein Team dagegen in die Rolle des Außenseiters. „Ich sehe die Niederlande als den großen Favoriten an“, sagt der 62-Jährige: „Unsere Chancen schätze ich auf 40:60.“

Glinicki kennt die Szene exzellent, er trainiert die deutschen Frauen seit 2006. Bei den Paralympics 2008 in Peking führte er sie zu Silber und 2012 in London sogar zu Gold.

Wie viele seiner Spielerinnen auch sitzt Glinicki im Rollstuhl. Als junger Mann wurde er bei einem Motorradunfall schwer verletzt. Er entdeckte den Rollstuhl-Basketball für sich und wurde Nationalspieler. Er bestritt mehr als 100 Länderspiele, ehe er nach Ende der Karriere Trainer wurde. Viele seiner Nationalspielerinnen kennt Glinicki aus der Vereinsarbeit. Vier Akteurinnen, die in Rio dabei sind, spielen bei der BG Hamburg Baskets, wo Glinicki ebenfalls Trainer ist.

Nicht alle Spielerinnen sind auch außerhalb des Feldes auf den Rollstuhl angewiesen. Mareike Miller beispielsweise spielte als Mädchen begeistert Basketball, ehe sie sich mehrere Male schwer am Knie verletzte. Die Ärzte rieten ihr, mit dem Sport aufzuhören. Die heute 26-Jährige folgte dem Rat widerwillig und begann, andere Kinder zu trainieren. „Ziemlich schnell habe ich aber gemerkt, dass das auch nicht das Wahre ist. Ich musste mich auch selbst bewegen“, sagte sie in einem Interview dem NDR. Miller wechselte zum Rollstuhl-Basketball. Obwohl sie nach weiteren Komplikationen inzwischen häufig Schmerzen in den Beinen und Knien hat, gilt sie beim Rollstuhl-Basketball als „minimalbehindert“. So bekommt sie bei der sogenannten „funktionalen Klassifizierung“ einen relativ hohen Wert zugewiesen.

Ähnliches wie Miller erlebte Gesche Schünemann (33). Auch sie war als Kind und Jugendliche im „Fußgänger-Basketball“ (der Begriff für das Spiel der Nicht-Behinderten) aktiv, ehe sie sich mehrfach an den Knien verletzte. Sie stieg auf die Rollstuhl-Version um und hatte Schwierigkeiten, sich an die anderen Abläufe zu gewöhnen. Inzwischen zählt sie sowohl in Hamburg als auch im Nationalteam zu den Leistungsträgern.

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