Freak-City bleibt die Basketball-Hochburg
Die Brose Baskets dominieren den deutschen Basketball wie selten zuvor. Im Finale um die deutsche Meisterschaft sind die Gegner aus Ulm nur Statisten. Sie schauen zu, wie Bamberg den Titel feiert.
Bereits im dritten Aufeinandertreffen der Best-of-Five-Serie gegen ihren Finalgegner Ratiopharm Ulm verwandelten die Brose Baskets Bamberg gestern Nachmittag nach verhaltenem Beginn, am Ende aber souverän, ihren ersten Matchball mit 92:65 (38:37). Für die Domstädter ist dies der achte Titelgewinn seit 2005. Unbeschreiblicher Jubel herrschte unter den 6800 Zuschauern in der einem Tollhaus gleichenden Brose Arena und anschließend bei der Meisterfeier auf der Fan-Meile am Maxplatz.
"Ich habe großen Respekt vor unserem Final-Gegner, der alles gegeben hat. Stolz bin ich auf mein Team, die Vereinsführung, das gesamte Umfeld und unsere Fans, die uns gepuscht haben", betonte der überglückliche Meistermacher Andrea Trinchieri und ergänzte: "Eine sehr gute Entwicklung muss ich Nicolo Melli, Nikolaos Zisis und Patrick Heckmann bescheinigen." Sein Gegenüber Thorsten Leibenath war keineswegs enttäuscht über das Scheitern seiner Gruppe: "Ich bin auch heute absolut zufrieden mit meiner Mannschaft, die wie am Mittwoch fast übermenschlich gekämpft hat. Bamberg ließ den Ball perfekt laufen und fand in wichtigen Situationen fast immer den freien Mann."
Was selbst erfolgsverwöhnte Edelfans ins Schwärmen brachte, war die Tatsache, dass die Dominanz der Schützlinge von Headcoach Andrea Trinchieri noch nie so groß war wie in der Saison 2015/16. Ganz überlegen rangierten sie am Ende der Punkterunde mit nur drei Niederlagen auf Rang eins. Durch die Playoffs katapultierten sie den ebenfalls im Sauseschritt jeweils mit 3:0-Sweeps im Viertelfinale gegen die s.Oliver Baskets Würzburg, im Halbfinale gegen den FC Bayern München und im Finale gegen die Überraschungsmannschaft aus Ulm, die sich von den anderen Playoff-Kontrahenten am besten verkaufte.
Kaum einer hatte die Schwaben, die von ihren neun ersten Bundesliga-Matches sieben verloren und nur als Siebter der Hauptrunde ins Titelrennen gelangten, auf der Rechnung. Doch, was die Truppe um die Galionsfigur Per Günther, die gegen Oldenburg, Frankfurt und auch gegen die Brose Baskets über sich hinauswuchs, leistete, entpuppte sich als allererste Sahne. Nach einem deutlichen 101:82-Sieg im ersten Aufeinandertreffen hätte Bamberg in Ulm um ein Haar den Kürzeren gezogen und hielt sich erst in der Overtime dank der Coolness von Captain Brad Wanamaker mit 92:90 schadlos.
"Gelingt Ratiopharm noch einmal so ein Tanz auf der Rasierklinge oder ist aufgrund der kleineren Rotation der Gäste mit meist nur sieben oder acht Akteuren der Akku inzwischen leer?", lautete gestern vor dem Jump die entscheidende Frage auf den prall gefüllten Rängen. Doch die Antwort konnte erst im zweiten Durchgang gegeben werden.
Von Beginn an bahnte sich eine kampfbetonte, hitzige Auseinandersetzung an, in der die Gäste den besseren Start verzeichneten und zweimal in Front lagen. Nach der ersten Führung zum 5:4 durch Brad Wanamaker fanden die Brose Baskets ihren Rhythmus und zogen mit einem Zwischenspurt auf 17:6 und 21:11 nach einem Steal von Nicolo Melli und einem Fastbreak, den der Captain spektakulär einlochte, davon. Die Schlussphase des ersten Viertels gehörte wieder den Ulmern, die Chris Babb mit der Sirene von der Außenlinie auf 25:17 heranbrachte. Er setzte dadurch bei seiner Truppe ungeahnte Kräfte frei.
Die Bamberger wirkten im zweiten Viertel verunsichert und fingen sich einen gegnerischen Lauf zum 27:24 ein. Wenig später verkürzte Rubit sogar auf 29:28. Nach exakt 15 Minuten gelang Darius Miller durch einen Dreier zum 32:28 wieder ein Lebenszeichen beim Titelverteidiger. Ratiopharm zeigte sich davon unbeeindruckt und erkämpfte sich erneut die Führung (34:37). Mit zwei Freiwürfen zur 38:37-Pausenführung sorgte Elias Harris für einen psychischen Vorteil Bambergs. Zu bemängeln war bis dahin die Wurfquote beider Seiten aus dem Feld, was wohl der hohen Nervenanspannung Rechnung trug. Respekt muss man dem Widersacher zollen, der nach seinem Kraftakt vom Mittwoch bis dahin keine Verschleißerscheinungen erkennen ließ.
Doch das änderte sich in der zweiten Hälfte. Die Frankenhölle erwies sich als sechster Mann und brachte bei den Trinchieri-Schützlingen die verloren gegangene Sicherheit zurück. Auf der Gegenseite gingen Regisseur Per Günther sichtlich die Körner aus. Lediglich Rymar Morgan vermochte sein hohes Niveau zu halten. Ein wahrer Dreier-Regen prasselte auf die Donaustädter nieder. Wie schon in der ersten Begegnung machten jetzt Wanamaker und Miller den Unterschied aus. Daneben trug Harris maßgeblich zum Ausbau der Distanz auf 16 Zähler zum 65:49 nach 30 Minuten bei.
Der Schlussabschnitt entpuppte sich zu einem Triumphzug der Brose Baskets, die herrlich kombinierten und sowohl in der Defensive und im Angriff ihre Überlegenheit ausspielten. Ulm hatte nichts mehr entgegenzusetzen. Topscorer beim Sieger waren Wanamaker und Miller mit je 19 Treffern, daneben scorten Daniel Theis und Elias Harris zweistellig. Beste Schützen beim Verlierer waren Morgan mit 19 und Rubit mit zwölf Zählern. In allen Teamstatistiken hatte der alte und neue deutsche Meister die Nase vorn. Bei der Siegerehrung wurde Darius Miller zum besten Akteur der Finalrunde gekürt. Um 17.15 Uhr überreichte der BBL-Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Reil Captain Brad Wanamaker unter tosendem Beifall den 59 Zentimeter hohen, 6,4 Kilo schweren Meisterpokal, dessen Herstellungspreis 10 000 Euro betrug.
Brose Baskets Bamberg: Miller (19/5 Dreier), Wanamaker (19/1), Theis (12/2), Harris (10), Zisis (8/2), Melli (8/1), Heckmann (5/1), Radosevic (4), Strelnieks (4/1), Staiger (3/1), Obst, Idbihi.
Ratiopharm Ulm: Morgan (19), Rubit (12/1), Günther (9), Ferner (8/2), Henry (7/1), Babb (7/1), Braun (3), Butler, Rohwer, Krämer, Alte.
BBL Playoffs
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