Ex-Schiedsrichter will in einem Buch die Manipulationspraxis in der Profiliga NBA enthĂŒllen
Ihren ersten Skandal hatte die nordamerikanische Basketball-Liga NBA schon, bevor der erste Pass gespielt war. Nun, nur zwei Wochen nach Beendigung des Streits zwischen den von der Vorbereitung ausgesperrten Schiedsrichtern und der Liga um einen neuen Kollektivvertrag und eine Woche nach dem offiziellen Saisonbeginn, droht ihr neues Ungemach. Es hört auf den Namen Tim Donaghy.
15 Monate saĂ der 42-jĂ€hrige Ex-Schiedsrichter wegen illegaler Wetten und des Verkaufs von Insiderwissen hinter Gittern, dieser Tage wird er wieder ein freier Mann sein. WĂ€re es nach ihm gegangen, wĂŒrde nicht nur er wieder in der Gesellschaft erscheinen, sondern zeitgleich auch sein Buch am Markt. Das Werk, das er wĂ€hrend seiner Haft verfasst hat, soll den Titel "Blowing the Whistle: The Culture of Fraud in the NBA" ("Die Kultur des Betrugs in der NBA") tragen und die Liga erschĂŒttern. Doch nachdem Passagen aus dem Manuskript im Sportblog deadspin.com veröffentlicht worden waren, setzte der Verlag Random House die Erscheinung aus. Beobachter vermuten, dass eine Klagsdrohung der NBA dahintersteht.
Deren offizielle Reaktion sieht freilich anders aus. Man glaube an die IntegritĂ€t des Sports, werde die VorwĂŒrfe selbstverstĂ€ndlich dennoch prĂŒfen lassen, hieĂ es. Den Worten folgten Taten: Ex-Staatsanwalt Lawrence Pedowitz wurde zwecks einer eingehenden Untersuchung eingesetzt. Eine solche hatte er auch schon durchgefĂŒhrt, als Donaghy wĂ€hrend seines Prozesses einen ersten Einblick in die Manipulationspraxis in der NBA gegeben hatte. Das Ergebnis: AuĂer ihm habe sich niemand etwas zu Schulden kommen lassen, Akten geschlossen.
Show muss weitergehen
Dass es der Liga vorrangig darum gehe, die glitzernde Show um jeden Preis am Laufen zu halten, ist ein Hauptansatzpunkt Donaghys, die diesbezĂŒglichen Usancen werden eingehend beschrieben. Match fĂŒr Match, Situation fĂŒr Situation, schreibt er nieder, wie einzelne und namentlich genannte Schiedsrichter die Spiele beeinflussen – sei es, weil sie selbst in WettgeschĂ€fte verstrickt sind, sei es, weil die Liga es so wolle. So gebe es eine Sonderbehandlung fĂŒr die Stars, weil, wie Donaghy laut deadspin.com schreibt: "Basketball-Puristen wollen vielleicht eine gute Defensive sehen, aber die NBA will, dass die groĂen Namen die Punkte machen."
Spannung bis zuletzt
Ein Kapitel ist auch einem Ex-Kollegen gewidmet, der ein Spezialist fĂŒr lange Play-off-Serien sein soll. ZurĂŒckliegende Teams können dabei, so Donaghy, auf seine Hilfe vertrauen. Der Grund soll eher nicht die pure NĂ€chstenliebe sein, eher werde dadurch den WĂŒnschen der NBA Rechnung getragen. Lange Serien bedeuten mehr AttraktivitĂ€t, mehr Fernsehgelder und zufriedene Sponsoren.
Die Liga nimmt’s gelassen: Donaghy sei ohnehin von jeglichem Verdacht befreit, sich gern im Hintergrund zu halten, meinte ein Sprecher. "Das ist der Tim, wie wir ihn kennen." Dieser freilich wird den Verlust der letzten Reste Sympathie seitens seinen frĂŒheren Arbeitgebers verschmerzen können. Sollte er sein Buch doch noch verlegen lassen können, wĂŒrden die Verkaufszahlen den Kummer locker wettmachen.
Kratzer an der strahlenden Fassade
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