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Plattfüßig zur Meisterschaft mit „Shaq Diesel“Wenn ein Sportler mehr als zwei Millionen Dollar im Monat verdient und auf sehr großem Fuße lebt, kann er bei den kleinen Posten der Haushaltsabrechnung schon irgendwann den Überblick verlieren. Und dann stellt er - meistens erst ziemlich spät - fest, wie sehr der Lifestyle mit einer riesigen Villa auf der kleinen Insel in Miami, mit den vielen Autos, dem Hauspersonal und den Alimenten ins Geld geht.

Wie teuer, hat Shaquille O'Neal kürzlich im Rahmen seines Scheidungsverfahrens Punkt für Punkt in einer eidesstattlichen Versicherung aufgelistet. Die Zahlen waren beeindruckend und reichten von 25.000 Dollar im Monat für Benzin über 17.000 Dollar für die Anschaffung von Kleidung und gingen bis zu 10.000 Dollar für ein Kind aus einer außerehelichen Beziehung.

Von der Frau in Gelddingen hinters Licht geführt

So manches an diesem aufwendigen Leben muss dem Basketball-Profi zu denken gegeben haben. Sonst hätte er nicht schon vor einiger Zeit die teure Villa zum Verkauf angeboten - zu einem Preis von 32 Millionen Dollar - und das Scheidungsverfahren vorangetrieben. Hinter der Trennung steckte nämlich nicht zuletzt ein finanzielles Motiv: Seine Frau soll ihn immer wieder in Gelddingen hinters Licht geführt haben.

Doch den endgültigen Abschied und den letzten Trennungsstrich unter die Ehe vollzog Shaquille O'Neal erst in der vergangenen Woche. Da wurde der einst überragende Spieler der nordamerikanischen Profiliga NBA von seinem alten Team, den Miami Heat, zu den Phoenix Suns transferiert. Miami, die schlechteste Mannschaft der Saison, erhielt im Gegenzug gleich zwei Spieler von den Suns, dem zurzeit punktbesten Klub im Westen.

Alter Lorbeer zählt auch bei O'Neal nicht mehr

Es war eines jener für die NBA typischen Tauschgeschäfte und bedeutete für den 2,16 Meter großen und mehr als 170 Kilogramm schweren Center bereits den dritten Umzug in seinem Profileben. O'Neal hatte seine glanzvolle Karriere 1992 in Orlando begonnen und war vier Jahre später zu den Los Angeles Lakers gegangen, mit denen er drei Meistertitel gewann.
So überraschend nun der Ortswechsel den meisten erschien - er hatte sich doch abgezeichnet. Denn obwohl vor allem O'Neal - im Zusammenspiel mit Dwyane Wade - vor anderthalb Jahren Dirk Nowitzki und den Dallas Mavericks die schon sicher geglaubte Meisterschaft entrissen hatte, war sein Verhältnis zum Trainer von Miami Heat, Pat Riley, nur noch vom Prinzip „Dienst nach Vorschrift“ geprägt. Denn alter Lorbeer zählt nicht mehr.

Der humorvolle Riese mit der sanften Stimme

Und O'Neal ist ein alter Spieler, wird in einem Monat 36 Jahre alt. Er hat seinen Körper in mehr als 2000 Spielen geschunden. Doch dass sie sich einen Profi eingekauft haben könnten, der vor Ablauf seines derzeitigen Vertrags seinen spielerischen Wert verliert, scheint man in Phoenix nicht zu glauben. Zumal O'Neal bei seinem ersten Auftritt in Arizona jung und frisch wirkte. Zum ersten Mal seit langem lag wieder ein breites freundliches Grinsen auf dem Gesicht des humorvollen Riesen mit der sanften Stimme.

Allerdings sind die Erwartungen ziemlich hoch. O'Neal, der zuletzt in seiner Freizeit mehrmals als Hilfspolizist im Einsatz war, muss mehr leisten als ein Ersatzmann. Ohne seine Dunks und Blocks werden die Suns gegen Mannschaften wie Titelverteidiger San Antonio Spurs oder die Los Angeles Lakers in der Western Conference keinen Erfolg haben. Denn auch die Spitzenteams rüsten auf. Die Lakers konnten sich vor ein paar Tagen mit dem spanischen Center Pau Gasol verstärken.


Mit dem Tempo der Suns wird O'Neal nicht mithalten

Die ersten Reaktionen der Basketballexperten in den Vereinigten Staaten zum Wechsel von Shaquille O'Neal fielen skeptisch aus. Und das nicht nur, weil kaum jemand in dem einstigen Supermann, der sich gerne selbstironische Spitznamen gibt wie „Shaq Diesel“ oder „The Big Aristotle“, noch irgendwelche Leistungsreserven vermutet. Der Hauptgrund liegt in der bisherigen Struktur des Teams: Die Stärke der Suns war bislang das Tempo, mit dem Spielmacher Steve Nash und seine Kollegen die Gegner förmlich überrannten.

O'Neal konnte bei solchem Tempo noch nie mithalten und wird die Mannschaft zu einem Stilwechsel zwingen: Weg von der attraktiven Jagd hin zu einem plattfüßigen Kombinationsbasketball, der bei den Zuschauern nur wenig Widerhall findet. Doch da die Verantwortlichen bei den Suns keinen Schönheitspreis gewinnen wollen, sondern eine Meisterschaft, nehmen sie diesen Umstand gerne in Kauf.

Macht es Shaquille O'Neal wie Kareem Abdul-Jabbar?

Der ehemalige Klubeigentümer Jerry Colangelo, der noch als Berater fungiert, fühlte sich an Kareem Abdul-Jabbar erinnert, einen der überragenden Center der NBA-Geschichte. Der spielte noch mit 40 Jahren bei den Los Angeles Lakers eine wichtige Rolle und verhalf ihnen zum Titel. „Es gibt Leute, die bereits die Idee verworfen haben, dass Shaq das für uns tun kann, was Kareem am Ende seiner Karriere für die Lakers getan hat“, sagte Colangelo, der im Laufe von 40 Jahren stets erleben musste, wie der Traum von der Meisterschaft zerrann, „aber wir werden sehen“.

Im Vergleich zu Colangelo wirkte Shaq bei seinem ersten Auftritt in Phoenix vor Journalisten geradezu beflügelt. „Das Erste, was man braucht, um Meisterschaften zu gewinnen, ist der Glaube daran, dass man es kann“, sagte er. „Ich denke, dass die Jungs jetzt wirklich, wirklich glauben, dass wir eine Chance haben.“

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