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Vor 25 Jahren - Deutsche Basketballer sensationell Europameister

Basketball-EM 1993

Vor 25 Jahren sorgten die deutschen Basketballer für eine Sensation. Sie wurden völlig überraschend Europameister. Davon profitiert die heutige Spielergeneration immer noch.

4. Juli 1993, Olympiahalle München. Im Endspiel der Basketball-Europameisterschaft zwischen Gastgeber Deutschland und Russland liegen die Russen kurz vor Schluss 70:68 vorne. Alles scheint seinen gewohnten Gang zu gehen. Der Rekord-Europameister scheint sich durchzusetzen gegen den krassen Außenseiter, wenn auch überraschend knapp.

An der Mittellinie bekommt Kai Nürnberger den Ball, nur noch wenige Sekunden sind es bis zur Schlusssirene. Mit einem unwiderstehlichen Antritt treibt er den Ball in die gegnerische Zone, spielt Christian Welp frei und der wuchtet den Ball in den Korb der Russen und schafft den Ausgleich. Da Welp dabei gefoult wurde, gibt es Freiwurf. Drei Sekunden sind es noch auf der Uhr, Welp verwandelt nervenstark, der letzte Angriff der Russen bringt nichts ein. Schlusssirene, Jubel, Europameister - zum ersten Mal.

Bedeutende Tage für den deutschen Basketball

In der Vorrunde war Deutschland in seiner Gruppe nur Zweiter hinter Estland geworden. In der Zwischenrunde reichte es sogar nur zu Platz vier hinter Kroatien, Frankreich und Estland. Doch in der Finalrunde wuchs das Team von Trainer Svetislav Pesic über sich hinaus. Der Viertelfinalsieg gegen Spanien war schon eine Überraschung, der Halbfinalerfolg gegen Griechenland eine Sensation, für den Endspieltriumph gegen Russland gab es keine Worte mehr.

Für die damalige Randsportart war es eine Art Erweckung. Jene 13 Tage im Sommer 1993 waren die vielleicht bedeutendsten für den ehemaligen Universitätssport hierzulande. 11.000 Fans waren in München dabei, eine damals schier unfassbare Zahl für ein Basketball-Spiel. "Das war revolutionär", erinnert sich Europameister Moritz Kleine-Brockhoff. Zu Beginn des Turniers hatte das Team in Berlin vor halbleeren Rängen gespielt, beim Duell gegen die Türkei waren mehr Türken als Deutsche in der Halle. Die ARD übertrug das Endspiel damals live. "Ich kann es nicht begreifen, was diese Mannschaft hier leistet", sagte Reporter Fritz von Thurn und Taxis, der das Spiel für die ARD kommentierte.

Einen Boom ausgelöst

Danach erlebte der Basketball in Deutschland einen Boom. Überall entstanden Streetball-Felder, es wurden Körbe aufgehängt und die Fans schlugen sich die Nächte um die Ohren, um die Topspiele in den USA zu sehen. Plötzlich war Basketball irgendwie cool, trat aus dem Schatten und erlebte einen Prestigegewinn. Heute, 25 Jahre später, buhlt die Sportart in Deutschland im Kampf um Fans und Sponsoren zusammen mit Eishockey und Handball längst um Platz zwei hinter Fußball.

Noch die heutige Generation profitiert

Profitiert vom damaligen Erfolg hat vor allem auch Dirk Nowitzki. Der Würzburger machte sich als 15-Jähriger mit Freunden und seinem Cousin mit dem Bus auf den Weg nach München, um beim Finale mit dabei zu sein. 1999 wechselte er in die NBA zu den Dallas Mavericks. Heute ist er einer von sechs Deutschen, die in der besten Liga der Welt ihr Geld verdienen. 1993 spielte nur Detlef Schrempf in den Staaten und war dort so etwas wie ein Exot, auch wenn der damailige Matchwinner Welp in den 80er Jahren bereits einige Spiele in der NBA absolviert hatte. Wer weiß, ob Spieler wie Dennis Schröder und Daniel Theis ohne den Erfolg von 1993 heute in der NBA sein würden.

2013 traf sich die EM-Mannschaft in der ARD-Dokumentation "Das Traumteam" zum "Klassentreffen", und manchmal sah es so aus, als könnten sie es immer noch nicht glauben, was sie das damals erreicht hatten. Der Triumph hat sich jedenfalls nie wiederholt. Es ist bis heute der einzige Titel für die deutschen Basketballer. Selbst mit Superstar Dirk Nowitzki reichte es 2005 nur zu Platz zwei.

Das deutsche Team bei der EM 1993

Stephan Baeck, Gunther Behnke, Hans Gnad, Henning Harnisch, Mike Jackel, Moritz Kleine-Brockhoff, Michael Koch, Jens Kujawa, Kai Nürnberger, Teoman Öztürk, Henrik Rödl, Christian Welp. Trainer: Svetislav Pesic

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